Vermehrung und Zucht von Aquarienfischen

Bei den meisten Aquarianern, die ein oder mehrere Aquarien besitzen, stellt sich früher oder später der Wunsch ein, es auch einmal mit der Nachzucht von Fischen zu versuchen Die Wahrscheinlichkeit, dass sich in einem Gesellschafts- oder Artenbecken Nachwuchs einstellt, ist relativ groß. Gesunde, artgerecht gehaltene Fische laichen im Regelfall mehr oder minder regelmäßig ab oder produzieren lebende Junge. Ob bei dieser zufälligen Vermehrung Junge im Aquarium aufwachsen können, hängt von Faktoren wie Bepflanzung, Fütterung und Fischart ab. So sind schon viele Züchterkarrieren entstanden…Im Gegensatz zur zufälligen Vermehrung ist die Zucht von Aquarienfischen eine gezielte Aktion, die im Regelfall vorbereitet wird und oft ein bestimmtes Zuchtziel anstrebt. Der potenzielle Züchter sollte sich fragen, ob er bereit ist, den erhöhten Aufwand für die Fischzucht zu tragen. Ganz wichtig: Vor den Zuchtbemühungen sollte feststehen, ob ein Abnehmerkreis für die nachgezogenen Fische besteht. Einige Fische lassen sich leicht vermehren, sind aber gerade deshalb in Aquariengeschäften oder bei Aquarianern kaum absetzbar.

 

An dieser Stelle wollen wir zeigen, wie man mit einfachen Mitteln bestimmte Fischarten ohne große (finanzielle) Investitionen züchten kann. Wir berufen uns dabei auf eigene Zuchterfahrungen unter Verwendung Dortmunder Leitungswassers, wenn nicht ausdrücklich anders erwähnt. Im Internet sind die Dortmunder Wasserwerte nachlesbar. Für die von uns veröffentlichten Zuchtberichte soll es genügen, den Härtegrad (Leitwert ca. 450 Mikrosiemens, ca. 8 Grad Gesamthärte, ca. 6 Grad Karbonathärte), den Säurewert von etwa pH 7,6 und den Nitratgehalt von etwa 12-15 mg/l zu erwähnen.

 

Wer sich mit der Zucht von Fischen einfachen oder mittleren Schweregrads beschäf-tigen will, muss allerdings bereit sein, einen etwas erhöhten Zeitaufwand für die Fütterung und den Wasserwechsel zu betreiben.


Zur Zucht benötigen wir in der Grundausstattung je nach Fischart und Investitionsfreude ein Aquarium (oder mehrere Aquarien) von 12, 25, 45 oder auch mehr Litern, dazu Heizung, Membranluftpumpe, Luftschlauch, Schaumstofffilter. Weitere Hilfsmittel richten sich nach der jeweiligen Fischart und dem Aufwand, den der potenzielle Züchter betreiben möchte.

Unter „Tipps und Tricks“ geben wir allgemeine Ratschläge. Zur Vermeidung von Wiederholungen verweisen wir in den einzelnen Zuchtberichten auf diese Rubrik.

 

Welches Futter wir für die Jungfische benötigen, richtet sich nach der jeweiligen Art. Auch das ist keine Zauberei, in der Rubrik „Futter für Jungfische“ haben wir unsere Erfahrungen verschriftet. Wenn wir Sie neugierig gemacht haben, versuchen Sie es doch einfach mal. Wir stehen Ihnen dabei auch gerne persönlich mit Rat und Tat zur Seite.

Oft klären sich die Dinge im Gespräch einfacher als beim Lesen.


Zucht von Pseudomugil furcatus, dem Gabelschwanz Blauauge

Zucht von Pseudomugil furcatus, dem Gabelschwanz Blauauge

Pseudomugil furcatus ist ein friedlicher kleiner Fisch aus der Familie der Blauaugen, der einfach zu halten und zu vermehren ist, dessen Aufzucht aber etwas Geduld und Fingerspitzengefühl erfordert, wenn es nicht bei einzelnen Jungtieren bleiben soll, die in einer dichten Vegetation im Arten- oder Gesellschafts-becken zufällig hochkommen. Hier stelle ich zwei Methoden vor:

 

Ich setze 3 Paare, besser noch ein paar Weibchen mehr in ein gut bepflanztes 25-l-Becken mit oder auch ohne Bodengrund (wichtig sind feinfiedrige Pflanzen, ideal ist Javamoos), in dem noch genügend Schwimmraum für die Balz zur Verfügung steht.

 

Verwendet wird Dortmunder Leitungswasser. Im Zuchtbecken füttere ich überwiegend aufgetautes und gut gespültes Frost-futter wie Artemia, Cyclops, weiße, schwarze und gelegentlich auch rote Mückenlarven. Granulat- und Flockenfutter nehmen die Fische auch an. Nach 10 Tagen entferne ich die Zuchttiere und wechsele 50 Prozent Wasser. Sobald ich das erste Junge an der Oberfläche sehe, gebe ich täglich ein Stäbchen Protogen Granulat ins Becken. Die Jungen erkennt man im Dämmerlicht an ihren blauen, leuchtenden Augen am besten mittels Taschenlampe. Ich füttere sofort auch ganz geringe Mengen frischgeschlüpfter Artemianauplien und kontrolliere mit einer Lupe, ob sie gefressen werden. Außerdem ernähren sich die Jungfischen von Kleinstle-bewesen im Javamoos. Nach zwei Wochen reiche ich morgens statt des Protogen Granulats etwas staubfeines Trockenfutter. Fein gesiebte Cyclops füttere ich erst nach ca. 2 Monaten und das immer vorsichtig unter anfänglicher Beobachtung, ob sie das Futter bewältigen. In dem Alter fressen sie auch Grindalwürmer. In Ermangelung dieser Futtersorten reicht auch im Handel zu erwerbendes Trockenfutter für Jungfische. Je nach Anzahl der Jungen wechsele ich alle drei bis fünf Tage 50 Prozent des Wassers. Beim Absaugen benutze ich einen dünnen Aquarienluftschlauch, auf dessen Ende ich eine Schaumstofffilterpatrone setze, um die Jungen nicht anzusaugen. Einlaufendes Wasser leite ich auch über den dünnen Schlauch ein, da zu schneller großzügiger Wasserwechsel bei furcatus Jungtieren zu Verlusten führen kann.  Die Jungen bleiben etwa 3-4 Monate bis zur Abgabe oder Umsetzen in ein Art- oder Gesellschaftsaquarium in dem Aufzuchtbecken und fressen dann schon alle gängigen Frost-, Lebend- oder Trockenfuttersorten.

 

Zur Zeit züchte ich mit 7 Paaren in einem 80-l- Becken, das mit ausschließlich mit großblättrigen Pflanzen auf dunklem Kies bestückt ist. Das Leitungswasser ist ca. 24 Grad warm.  Dazu kommt ein kleines Knäuel Javamoos, das ich alle 10 Tage bei einem Wasser-wechsel von 70 Prozent austausche. Das entnommene Moos lege ich in ein 25-l-Aquarium mit denselben Wasserwerten, ohne Einrichtung außer einem Schaumstofffilter. Alle 10 Tage kommen insgesamt 3 weitere Moosbüschel aus dem 80-l-Becken dazu. Danach stoppe ich die Zucht oder führe sie in einem anderen Aquarium fort, weil der Größenunterschied der Jungen zu groß wird und Kannibalismus droht. Die Aufzucht der Jungen erfolgt wie bei der ersten Methode beschrieben.